Was ändert sich mit dem Lehrplan 21? Einige Bildungsexperten sprechen von einem Paradigmenwechsel. Andere sagen, es werde sich nicht viel ändern oder es gehe bloss um eine „Akzentverschiebung“. Ich habe verschiedenen Personen aus dem Bildungsbereich per E-Mail gefragt:
Angenommen, die Einführung des neuen Lehrplans läuft so ab, wie Sie sich das vorstellen. Sie besuchen im Jahr 2021 eine Schule, was hat sich im Unterricht geändert? Was sieht ein aufmerksamer Beobachter? Ich würde mich über eine Antwort mit der Philadelphia-Technik freuen: Im Spielfilm Philadelphia beginnt der von Denzel Washington gespielte Anwalt ein Gespräch mit einem neuen Klienten stets so: „Erklären Sie es mir, als wäre ich ein Vierjähriger.“ Oder Sie geben vielleicht eine kurze und prägnante Antwort, mit 140 Zeichen à la Twitter.
Beat W. Zemp, Präsident des Schweizer Lehrerverbandes LCH, hat mir erlaubt, seine Antwort zu veröffentlichen:
„Wer den Unterricht im Jahre 2021 besucht, wird keine völlig neue Schule vorfinden: Je nach Kanton ist dann der Lehrplan 21 seit drei oder vier Jahre in Kraft oder wird dann gerade erst eingeführt.
Auf dem Stundenplan stehen neue Lehrplanmodule wie „Medien und Informatik“ oder „Berufliche Orientierung“, und es gibt Sammelfächer wie „Räume, Zeiten und Gesellschaften“ aber auch „Wirtschaft, Arbeit Haushalt“. Methodisch herrscht nach wie vor eine grosse Vielfalt – und das ist auch gut so. Allerdings wird es einem aufmerksamen Beobachter nicht entgehen, dass beipielsweise der Einsatz von Lernspielen – sogenannten «Serious Games» – zugenommen hat. Statt Handyverbote gibt es eine Vielzahl von digitalen Geräten, die im Unterricht nicht nur erlaubt sind sondern gezielt zum Lernen eingesetzt werden. Die Schülerinnen und Schüler bringen damit sozusagen die Welt „da draussen“ in die Schule hinein. Zudem gibt es individuelle Standortbestimmungen für Schülerinnen und Schüler, die den erreichten Kompetenzstand ausweisen und Hilfestellungen für weitere Lernprozesse geben. Die Klasse als gemeinschaftsbildende Gruppe ist nach wie vor wichtig, und auch die Klassenlehrperson ist mehr als nur ein Lerncoach.“