Ist Achtsamkeit etwas Esoterisches? Oder englischsprachig als Mindfulness einfach ein Hype? Ist das etwas für mich? Mein erster „Kontakt“ war eine Serie in der NZZ. Mit meiner Lerngruppe aus der Schulleitungsausbildung war ich an der Tagung „Achtsamkeit in Schule und Bildung“. Denn Stress oder ein bewusster Umgang mit den eigenen Ressourcen ist für alle ein Thema. Einige Punkte, die ich mitnehme:
- Was soll Achtsamkeit bringen? Aus der Keynote von Harald Walach: Tägliche Hygiene für den Geist (Kultivierung des Bewusstseins) sollte so selbstverständlich werden wie Hygiene für den Körper. Hygiene sei diejenige Entwicklung in der Medizin, die am meisten Leben gerettet habe. Sie ist heute so selbstverständlich, dass wir jeden Tag mindestens 30 min dafür aufwenden. „Fehlende körperliche Hygiene riecht man, einen unaufgeräumten Geist riecht man (leider?) nicht. Ein aufgeräumter Geist ist die Voraussetzung für alles andere.“ Achtsamkeit kann also ein Teil der „Hygiene für den Geist“ sein. Es braucht dazu tägliches Training mit einer Steigerung von 5 min auf 20 – 30 min.
- Was bedeutet Achtsamkeit? Eine gängige Definition nach Jon Kabat-Zinn: „Achtsamkeit bedeutet, auf eine bestimmte Weise aufmerksam zu sein: bewusst im gegenwärtigen Augenblick und ohne zu urteilen.“
- Eine gelungene Geschichte/ Metapher: Geschichte von zwei Wölfen (hier als Video auf Youtube)
- Lieblingszitat aus der Tagung: „Im Anfänger-Geist gibt es viele Möglichkeiten, im Geist des Experten nur wenige.“ – ein Zen-Meister –
- Susanne Krämer wies auf verschiedene Studien hin, die zeigen: Schulstress ist weit verbreitet und hat in den letzten Jahren zugenommen (z.B. Sucht Schweiz, Juvenir und DAK, mir kommt dazu der Artikel „Erst im Chindsgi – und schon gestresst?“ in den Sinn). Ohne diese Studien genauer angeschaut zu haben (z.B. wie wird Stress definiert und gemessen?) kann man trotzdem vermuten: Schule macht viele Schüler*innen (und wohl auch Lehrpersonen) krank. Achtsamkeit kann wohl ein Teil der Lösung sein, aber ich denke, dass Ursachen so tief im System verankert sind, dass man wohl nur Symptombekämpfung betreibt. Mehrmals hörte ich dann auch…
- …“Schule muss neu und anders gedacht werden.“ Die gleiche Forderung kenne ich aus der Digitale Bildung-Community.
- Es gibt viele Untersuchungen, die positive Effekte von Achtsamkeits-Trainings bei Schüler*innen und Lehrpersonen belegen.
- Eine irritierende Bemerkung: „Wir werden einen Tagungsband veröffentlichen – er erscheint in ca. einem Jahr.“ Ernsthaft? Liest das dann noch jemand?
- Zitate zu: Wo fängt man an? Bei sich selbst natürlich…
- „Es hat keinen Sinn, die Kinder zu erziehen, sie machen einem doch alles nach.“ – Jean Paul –
- „Es gibt keine andere vernünftige Erziehung, als Vorbild zu sein.“ – (angeblich) Albert Einstein –
- „What you are speaks so loudly that I can’t hear what you say you are.“ – Ralph Waldo Emerson –
- Und wie geht Achtsamkeit konkret? Ein erster Schritt, um mal anzufangen: Die App Headspace ist ein geführtes Training. Ein grösserer Schritt: Seit Jahrzehnten ein Klassiker ist anscheinend der MBSR 8-Wochen-Kurs (8 x 2,5 h).
- Mehr zu Achtsamkeit in der Schule: Daniel Rechtschaffen ist anscheinend sehr populär (bzw. er verkauft sich gut?). Er bietet u.a. Online-Trainings und Bücher.
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