Ausserhalb des „etablierten“ Bildungssystems entstehen Schulen, von denen einige keine Schule sein wollen. Sie verzichten teilweise auf typische Merkmale von Schulen: vorgegebener Lehrplan, vorgegebene Lehrmittel, Stundenplan, Unterrichtsfächer, Prüfungen und sogar Lehrerinnen und Lehrer. Statt dessen werden Selbststeuerung, -bestimmung, und -organisation gross geschrieben. Und Lernen findet häufig in Projekten statt. Der englische Begriff „Unschool“ zeigt schön: Man will nicht wie andere Schulen sein und sagt, was man nicht ist. Aber was man denn genau ist, das lässt sich nicht so einfach beschreiben.
Bis auf eine Ausnahme habe ich mich auf „Schulen“ für Erwachsene beschränkt, die sich in der Schweiz befinden.
Intrinsic
Intrinsic ist ein Netzwerk und will mit drei Projekten Impulse für eine Erneuerung des Lernens geben (intrinsic Campus, intrinsic Business und intrinsic Resources).
Die Philosophie von Intrinsic: „Lernen aus innerem Antrieb macht mehr Spass und bereitet die Menschen auf eine sich verändernde Welt vor. Das Ziel von intrinsic ist die radikale Verschiebung von extrinsischer zu intrinsischer Motivation beim Lernen – in der Schule wie auch im Beruf. Es geht um die freie Gestaltung der Lerninhalte und des Lernweges. Durch Selbstorganisation und Eigenverantwortung soll ein Lernen gelernt werden, das lebenslang nützlich ist.“
Für Lehrpersonen ist besonders der „intrinsic Campus“ interessant. Es gibt dazu erst einen Kurzbeschrieb (hier, S. 9): „Intrinsic Campus ist das Herzstück von intrinsic. Es ist ein Lern-Raum, den es ab 2018 in Zürich geben wird. Dieser Lern-Raum steht für Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen aus der ganzen Schweiz zur Verfügung. Methodisch wird bereits so gearbeitet, wie in der Schule der Zukunft: Die Lernenden arbeiten an selbst gewählten Fragestellungen. Sie haben einen erfahrenen Lernbegleiter und finden inspirierende Ressourcen vor. Die Ausbildung deckt somit auf neuartige Weise die relevanten Kompetenzen aus der Lehrerausbildung ab.“
Kaospilots
Was lernt man dort?
„Wir bilden kreative Leaders, verantwortungsvolle Unternehmerinnen und Change Makers aus. In drei Jahren zu deinem Abschluss.“
Was ist ein Kaospilot?
„The name KaosPilot comes from the metaphor that what we need today are people who can navigate projects and their crew through any kind of weather and chaotic times, landing them safely and well at the desired spot.“
Ein Artikel im Beobachter fasst zusammen: „Kaospilot zu werden kostet 50’000 Franken und am Ende gibt es kein anerkanntes Diplom. Tiefflieger oder Luftakrobaten?“ Die dreijährige Vollzeitausbildung entspreche einem Bachelorabschluss, wird aber von anderen Institutionen nicht als solcher anerkannt.
Stride
Die NZZ bringt auf den Punkt, was Stride ist: „Gezielten Schrittes in die Unsicherheit der Zukunft. Stride nennt sich die Schule für Unternehmensführung, die keine Schule sein will. Wer sich auf sie einlässt, muss seinen Weg selber finden, aber nicht allein.“ Teilnehmer entwerfen ihren eigenen Lernplan, arbeiten an einem eigenen Projekt und werden von Coaches begleitet.
Stride bietet zwei Programme an. Beide dauern acht Monate, das eine erfordert mindestens zwei Tage Zeit pro Woche, das andere drei Tage. Die Kosten betragen CHF 19’750 und CHF 25’000. Für den Zugang braucht es kein Zertifikat, man sollte jedoch mitbringen: „Desire for deep learning & leadership ambitions, commitment, proficient in English“
Ecole 42
Was lernt man dort?
Der Tagesanzeiger sagt es kurz und bündig: „Gratis und ohne Vorzeugnis zum Tech-Nerd.“ Die Ecole 42 bildet Programmierer aus (Dauer: ca. drei Jahre). Sie hat Standorte in Frankreich und in Kalifornien.
Wie lernt man dort?
Es gibt keine Lehrer oder Vorlesungen. Im Zentrum stehen Peer-Tutoring und Lernen in Projekten. Der Lehrplan ist flexibel.
Gratis?
Gratis ist die Ausbildung wohl, weil Geldgeber aus dem Silicon Valley Millionen investieren. Die Technologie-Branche bildet ihren Nachwuchs selbst aus und hofft, den nächsten Mark Zuckerberg zu entdecken. Bewerberinnen und Bewerber brauchen zwar weder Matura noch einen anderen Abschluss, durchlaufen jedoch einen langen Auswahlprozess. Eine einzige Zugangsvoraussetzung gibt es: Man muss 18- bis 30-jährig sein.
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