Wenn jedes Kind nach seinem individuellen Plan lernt, heisst das dann, dass man meistens alleine lernt? Weil halt alle ein anderes Thema haben, weil alle unterschiedlich weit sind? Wenn ich an einige „Lernateliers“ oder „Lernlandschaften“ denke, die einem Grossraumbüro ähneln, habe ich diesen Eindruck. Das sollte jedoch nicht so sein. Lisa Rosa schreibt in einem Blog-Post:
Individualisierung heißt nicht, jeder für sich allein. Individualisierung bedeutet Orientierung des Lernens jedes Einzelnen am persönlichen Sinn.
Mit persönlichem Sinn (Leont’ev) ist die persönliche Beziehung zu einem Gegenstand gemeint. Erst dadurch wird die Orientierung des Projektlernens an den eigenen Fragen der Schüler (statt an den didaktischen Fragen des Lehrers oder Lehrbuchs) wirklich. Und nur so können sich die ja zu Recht neuerdings hoch bewerteten Fähigkeiten in Kreativität und Kritischem Denken („Mündigkeit“, Urteilsfähigkeit etc), erlernen sowie viele der sogenannten „Motivationsprobleme“ beheben lassen. Individualisierung heißt nicht, dass jeder andere Methoden oder Materialien oder Aufgaben zugeteilt bekommt, um dasselbe zu lernen. Individualisierung heißt, mit anderen zusammen verschiedenes zu lernen. Aber nicht nebeneinanderher, sondern im Austausch miteinander. Dies alles in eine organisierte Form zu bringen und zu moderieren, sowie Einzelne dabei zu coachen, ist die neue und notwendige Arbeit der Lehrer.
Zum Lernen brauchen wir andere Menschen: „Wir lernen vor allem von anderen am Modell und mit anderen im Austausch der individuellen Konstruktionen: Nachahmen, vergleichen, verändern, eichen, erweitern, verwerfen, ergänzen, konsolidieren, bestätigen, … auf Tauglichkeit prüfen.“ (vgl. Kursunterlagen CAS UESE: Lernen, nicht online verfügbar).
Schreibe einen Kommentar