Wie schafft man es, nach einer Krise wieder aufzustehen? Wie kann man mit belastenden Situationen besser umgehen? Wie trainiert man das? Während einer militärischen Weiterbildung habe ich einen kurzen Einblick in ein Army Resilience Training erhalten. Mit diesem Blogbeitrag halte ich meine ersten Schritte in ein neues Lernfeld fest.
Was bedeutet Resilienz?
Wikipedia beschreibt Resilienz als psychische Widerstandsfähigkeit. Das sei die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen. An anderen Stellen ist Resilienz…
- die Kraft, mit der man es vom Boden wieder auf die Beine schafft.
- alle Kräfte, die Menschen aktivieren, um das Leben in guten und schlechten Zeiten zu meistern.
- die Fähigkeit zu Belastbarkeit und innerer Stärke.
- die Kraft, die hilft, mit belastenden Situationen erfolgreich umzugehen. „Belastende Situationen“ meint zum Beispiel Krisen, Niederlagen oder Schicksalsschläge. „Erfolgreich“ meint nachhaltig und gesund.
Welche Bilder passen zu Resilienz?
Im Zusammenhang mit belastenden Situationen gibt es einige Bilder, die zwar häufig auftauchen, jedoch nicht zu Resilienz passen:
- „Der Fels in der Brandung“ vermittelt den Eindruck, dass man nie umfallen kann oder darf.
- „Stark wie ein Baum“: Ein Baum kann vielen Stürmen stand halten, doch wenn er einmal umfällt, steht er nicht mehr auf.
Welche Bilder eignen sich besser?
- Schilf: Schilf gibt in einem Sturm nach und richtet sich dann wieder auf.
- Stehaufmännchen oder Stehauf-Tiere sind selbsterklärend. Mit Kindern und Jugendlichen (vielleicht auch mit Erwachsenen), könnte man selbst ein Stehaufmännchen basteln.
Wie trainiert man Resilienz?
Ich habe mir den Leitspruch „Hunt the Good Stuff“ (#HTGS) notiert. #HTGS…
- hilft, positive Erfahrungen wahrzunehmen
- stärkt Emotionen und Haltungen wie Optimismus und Dankbarkeit
- hilft, die Negativity Bias zu vermeiden. Die Negativity Bias beschreibt einen Denkfehler: Unser Gehirn hat eine Vorliebe für schlechte Nachrichten. Es gewichtet negativen Erfahrungen und Gefühlen stärker, speichert sie besser ab und holt sie auch schneller wieder hervor.
Zwei erste Werkzeuge in meiner „Jagdausrüstung“:
- Schnur der positiven Erlebnisse: In der Tasche trage ich eine Schnur mit mir. Nach positive Erlebnissen mache ich einen Knoten in die Schnur. Am Abend gehe ich die Knoten kurz durch und rufe mir die Erlebnisse in Erinnerung. Wenn eine Schnur voll ist, gibt es zwei Möglichkeiten: Man sammelt die Schnüre und hängt sie zum Beispiel auf. Oder man öffnet einfach die Knoten und fängt von vorne an. Die Schnur ist eine einfache Form von „Tagebuch“. Auch wenn man rückblickend oft den Eindruck hat, einen schlechten Tag oder eine schlechte Woche gehabt zu haben, wird man feststellen: Es gab auch positive Erlebnisse.
- Starte jeden Tag mit einer erfolgreich erledigten Aufgabe (mach zum Beispiel dein Bett): Warum lohnt es sich, jeden Morgen das Bett zu machen? Die Antworten stammen aus diesem Video. Typisch amerikanisch geht um nicht weniger als „if you wanna change the world, start off by making your bed“:
- Du hast eine erste Aufgabe erfolgreich geschafft.
- Das wird dich ermutigen, eine weitere Aufgabe anzupacken. Und bis am Ende das Tages wird eine abgeschlossene Aufgabe zu vielen abgeschlossenen Aufgaben führen.
- Dein Bett zu machen verdeutlicht, dass auch die kleinen Dinge im Leben wichtig sind. Wer es nicht schafft, die kleinen Dinge richtig zu machen, wird auch nicht fähig sein, die grossen Dinge richtig zu machen.
- Und falls du zufällig einen schlechten Tag haben solltest, kommst du nach hause zu einem gemachten Bett. Ein Bett, das du gemacht hast. Das gibt dir Zuversicht, dass morgen besser sein wird.
Filme, Zitate…
Es gibt viele Filme, die von Lebenskrisen, Niederlagen und Schicksalsschlägen handeln. Ich habe einige Szenen und Zitate ausgewählt.
Rocky Balboa verwendet natürlich Boxen als Metapher:
„Ich werd dir jetzt was sagen, was du schon längst weisst. Die Welt besteht nicht nur aus Sonnenschein und Regenbogen. Sie ist oft ein gemeiner und hässlicher Ort. Und es ist mir egal wie stark du bist – sie wird dich in die Knie zwingen und dich zermalmen, wenn du es zulässt. Du und ich – und auch sonst keiner – kann so hart zuschlagen wie das Leben! Aber der Punkt ist nicht der, wie hart einer zuschlagen kann. Es zählt bloss, wie viele Schläge er einstecken kann und ob er trotzdem weitermacht. Wie viel man einstecken kann und trotzdem weitermacht. Nur so gewinnt man!“
Die Frage „Warum fallen wir?“ zieht sich durch die Dark Knight-Trilogie. Bruce Wayne fällt als Kind in einen Brunnen und wird von einem Schwarm Fledermäuse angegriffen. Von da an sind sie das Symbol seiner Angst. Sein Vater rettet ihn zwar aus dem Brunnen, kann ihn jedoch nicht davor bewahren, kurz darauf in einen „inneren Brunnen“ zu stürzen: Bruce muss die Ermordung seiner Eltern mit ansehen. Im dritten Film wird die Brunnenszene umgekehrt: Bruce steigt durch einem brunnenartigen Schacht aus einem Gefängnis empor, findet neuen Lebenswillen und kann schlussendlich das Batmankostüm ablegen und sein Kindheitstrauma überwinden.
Zwei weitere Filme:
- Im Kurs wurde der Film Das Leben ist schön zur Verdeutlichung von Resilienz erwähnt.
- Im neuen Star Wars-Film The last Jedi lebt ein gebrochener Luke Skywalker zurückgezogen auf einem fernen Planeten. Er wird mit seinem Scheitern als Lehrer konfrontiert. Denn er trägt Mitschuld an der Erschaffung von Bösewicht Kylo Ren, der sein Schüler war.
Schreibe einen Kommentar